top of page

Weißen 1, 07407 Uhlstädt-Kirchhasel

„Du siehst aus, als hättest Du einen Rheumaschub!“

Rheumapatientin Klinik an der Weißenburg
Carolin Lauterbach, Jahrgang 1987

Es begann im Sommerurlaub vor zwei Jahren. Ich war mit meinem Mann und meinen beiden kleinen Mädchen an der Ostsee. Zuerst war mein linker kleiner Finger geschwollen und verfärbte sich blau. Nach Fahrradfahrtouren und Spaziergängen tat mir plötzlich alles weh. Weniger Tage später kam ich nicht mehr aus dem Bett. Ich konnte meine Beine nicht mehr einknicken. Schmerzmittel halfen nicht. Mein Mann musste mir bei den selbstverständlichsten Dingen helfen. Ich habe vieles alleine einfach nicht mehr geschafft.


Nach dem Urlaub bin ich sofort zu einer Ärztin, die ich durch meine Arbeit als Krankenschwester kannte. Die Treppe zur Praxis konnte ich nur noch mit Müh und Not bewältigen. Die Ärztin war total erschrocken: „Du siehst aus, als hättest Du einen Rheumaschub!“


Ich hatte Glück im Unglück und durchlief umgehend die komplette Diagnostik. Sehr schnell stand die Diagnose Rheumatische Arthritis fest, die dann auch durch den Rheumatologen in meiner Klinik bestätigt wurde. Meine Entzündungswerte waren sehr hoch, ich bekam gleich Prednisolon. Es ging alles so schnell! Ich habe bisher immer alles“ weggeatmet“ und jetzt konnte ich mich kaum noch bewegen. Klar gab es Anzeichen: dicke Hände am Morgen, immer mal Schmerzen. Als Krankenschwester hat man ja oft nicht so den Blick auf sich selbst. Ich habe 100prozentig funktioniert, mein Anspruch an mich ist sehr hoch. 


Jetzt bin ich hier in der Klinik und komme langsam zur Ruhe. Und genieße es jetzt sogar. Für mich waren die ersten Tage hier im Krankenhaus ganz schlimm. Ich habe ja immer unter Strom gestanden, habe immer viel gearbeitet. Dieses „Du musst“ habe ich wirklich gelebt. Und jetzt die Vollbremsung, die Schmerzen und die bittere Erkenntnis, chronisch krank zu sein. Mit Mitte 30!!! Ich bin in der schönen Umgebung der Weißenburg gelaufen und gelaufen. Fast so, als wollte ich vor der Krankheit fliehen. Das hat leider nicht funktioniert, aber das Laufen tut gut.


Hier in der Fachklinik fühle ich mich gut aufgehoben. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft mir sehr. Meine Medikamente wurden angepasst. Ich habe viel über die Erkrankung erfahren. Noch geht es mir nicht wesentlich besser. Ich hoffe, dass die Medikamentenumstellung nun etwas bringt.


Meine Familie fehlt mir sehr. Mein Mann und meine Mutter machen das zu Hause großartig, aber ich vermisse meine Töchter. Sie fragen, ob ich wieder ganz gesund bin, wenn ich nach Hause komme! Was soll ich ihnen sagen? Die Mama ist jetzt immer krank? Es fällt mir schwer, meine Leben vor dem Rheuma loszulassen. Ich kann die Erkrankung nur sehr schwer annehmen. Ich fühle mich wie im falschen Film. Meinen neuen Weg muss ich noch finden. Ich arbeite daran, auch mit Tränen. Das wird alles noch einen Moment dauern, aber ich werde es schaffen. Ich habe bisher immer alles geschafft. Und dann werde ich zu mir selbst sagen können „Du willst!“ und zu meiner Familie „Ich kann!“.

Comments


bottom of page