Ich musste zugeben, dass ich nicht mehr kann
- Klinik an der Weißenburg
- 17. Mai
- 2 Min. Lesezeit

Kathrin Ruffert, 57 Jahre
Als 2007 bei mir Rheuma festgestellt wurde, hatte ich schon einen Weg hinter mir. Wahrscheinlich schleppte ich das Rheuma schon länger mit mir herum, Anzeichen gab es genug. Ich hatte keine Zeit, mich um mich selbst zu kümmern. Ich arbeitete als Kinderkrankenschwester im Schichtsystem und hatte zwei Kinder. Da war ständig was los. Klar konnte ich mich immer mal nicht richtig bewegen und hatte Schmerzen. Über viele Jahre habe ich die mit Schmerztabletten bekämpft. Bis es nicht mehr ging.
Mein Hausarzt hat mich zum Rheumatologen geschickt, weil ich meine Hände nicht mehr bewegen konnte. Übers Blut wurde dann Rheuma festgestellt. Es begann ein Medikamentenmarathon. Nichts habe ich vertragen. Die Nebenwirkungen waren krass und haben meine Immunabwehr gedämpft. Ich war verzweifelt. Ich arbeite doch im Krankenhaus mit kranken Kindern, war mein Gedanke. Ich habe dennoch weitergemacht und mich auf meiner Station gut durchgewurschtelt. Einige Kollegen wussten Bescheid, andere nicht. Ging es mir nicht gut, kamen so Sprüche wie „Ich habe auch mal Rücken.“ Das ist dann schon ein Schlag ins Gesicht. Seit drei Jahren bin ich berentet. Ein ganzes Jahr habe ich gebraucht, das zu akzeptieren. Es war schwer für mich. Ich bin wütend auf mein Rheuma. So richtig!
Ich habe dann zwischenzeitlich den Arzt gewechselt, der jetzige ist sehr nett und menschlich. Zehn Jahre lang hatte ich keine Beschwerden und fast vergessen, dass ich Rheuma habe. Seit sechs Monaten ist es wieder da und wie. Ich bin dann ohne Termin zu meinem Arzt. Der sagte nur: „Ich erkenne Sie gar nicht wieder!“ Ich musste zugeben, dass ich nicht mehr kann.
Ich bin das erste Mal hier in der Klinik an der Weißenburg. Ich komme aus der Umgebung und kannte Frau Dr. Schneider noch aus der Praxis meines Rheumatologen. Sie war damals dort Assistenzärztin. Ich bin so froh hier zu sein und voll des Lobes. Ich habe jahrelang im Krankenhaus gearbeitet und den Unterschied sofort gespürt. Die Herzlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tut so gut. Jede Frage wird beantwortet, was nicht verstanden wird, wird noch mal erklärt. Es wird gegrüßt und freundlich gelächelt, die Atmosphäre ist eine besondere. Ich wurde gründlich untersucht, von links nach rechts gedreht, ernst genommen und habe viele Gleichgesinnte getroffen. Es tut mir gut, zu wissen, dass ich nicht allein bin. Ich komme gerne wieder.
Meine Gewichtszunahme macht mir zu schaffen, aber auch, dass die immer wieder ein Thema bei Ärzten und anderen Menschen ist. Ich war früher sehr schlank, jetzt nicht mehr. Ich esse ordentliche, gesunde Sachen und mache auch Sport. Aber bei einem Rheumaschub kann ich weder Schwimmen, noch Walken oder Radfahren. Das ist dann halt so. Ich habe meinen Frieden damit gemacht.
Eigentlich bin ich eine Frohnatur. Seit kurzem habe ich einen Minijob in einer Kinderarztpraxis. Zweimal in der Woche komme ich für drei Stunden in die Praxis. Die Arbeit und die Kinder machen mich glücklich. Nun werde ich daran arbeiten, wieder selbstbewusster zu werden.
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